Zastava-Pilot, Teamchef, Vettel-Lehrer
Peter Mückes Leben spielt sich auf der Rennstrecke ab / Am Montag wird er 70
Berlin: Der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel fuhr in seinem Rennstall. Peter Mücke versteht sein Team als Talentschmiede. In der DDR bestritt er im Wartburg und in einem selbst gebauten Yamaha-Buggy die ersten Rennen. Jetzt wird er 70 Jahre alt und will weiter starten.
Er fuhr einst in einem Zastava den ersten Titel ein. Später gab er dem späteren Formel-1-Champion Sebastian Vettel eine Chance und ist als Teamchef seines Rennstalls weiter auf den Pisten der Welt unterwegs. Wenn Peter Mücke am Montag seinen 70. Geburtstag feiert, kehrt der Vollblut-Motorsportler aus Berlin-Altglienicke gerade mit zwei Nachwuchs-Fahrern vom Formel-3-Grand-Prix aus dem chinesischen Macau zurück.
Das Leben von Peter Mücke ist ein Leben auf der Rennstrecke. Als Schrauber begann er mit dem Motorsport. Sein erstes Rennen bestritt der gelernte Kfz-Mechaniker 1973 mit einem Wartburg, ehe er sich einen im damaligen Jugoslawien gebauten Zastava besorgte und 1977 erstmals DDR-Meister bei den Tourenwagen wurde.
Abenteuerliche Erfindungen
Später baute der einst bekannteste Ost-Motorsportler in einen Auto-Cross-Buggy selbst zwei Yamaha-Motorrad-Motoren ein und sorgte auch auf internationalen Geländepisten vor teilweise mehr als 100 000 Fans für Furore. "Es gab damals so manche abenteuerliche Wege, um Teile zu beschaffen oder selbst etwas neu zu erfinden", sagte Mücke zu diesen Abenteuern. Dreimal wurde er Auto-Cross-Europameister, siebenmal DDR-Meister im Buggy und viermal auf der Rundstrecke.
Sicher sei er noch stolz auf diese Erfolge, meinte Mücke, selbst mit mehr als 500 Siegen geschmückt. "Aber das ist Vergangenheit, das zählt nicht mehr. Für mich geht der Blick immer nur nach vorn." Als Konstrukteur, Ingenieur, Mechaniker und Organisationstalent hatte er neun Jahre nach der politischen Wende in Deutschland seinen eigenen Rennstall gegründet, der jetzt zu den größten privaten im Lande zählt. Mit bis zu 65 Mitarbeitern ist das Team kfzteile24 Mücke Motorsport an den Wochenende zu Rennen unterwegs.
Viele Titel, Vize-, Rookie- und Team-Meisterschaften in verschiedenen Nachwuchsserien, aber auch ein Sieg in der Top-Rennserie DTM hat Peter Mücke als Teamchef gesammelt. Derzeit sind seine Fahrer in der Formel-3-Europameisterschaft, in der ADAC Formel 4 und in der italienischen Formel 4 am Start. Sechs ehemalige Mücke-Schützlinge schafften es bis in die Formel 1. "So lange die Gesundheit mitspielt und ich alles noch so schaffe, so lange werde ich an den Rennstrecken unterwegs sein", sagte Mücke zu seinem 70. Geburtstag, den er nur im engsten Kreis der Familien feiern will.
Selbst noch hinterm Lenkrad
Die zweite Karriere als Teamchef begann 1998 als Dreier-Team bei der Formelrennsport-Premiere mit seinem Sohn Stefan, der nun als Ford-Werksfahrer und seit vielen Jahren in der Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC unterwegs ist. Heute ist der Junior auch Teamchef und Renningenieur, wenn Peter Mücke selbst noch hinter dem Lenkrad sitzt – zum Beispiel im 540 PS starken Ford Zakspeed Turbo Capri, mit dem er in dieser Saison vier Siege im österreichischen Histo-Cup einfuhr.
Im kommenden Jahr will der Autohaus- und Motorradgeschäft-Besitzer Mücke "auf jeden Fall" sogar noch mehr Rennen bestreiten. "Das ist das, was von klein auf mein Lebensinhalt war", sagte Mücke, der inzwischen auch stolzer zweimaliger Opa ist. Der 70. Geburtstag sei für ihn ohnehin nur "ein Tag wie jeder andere".
Quelle: dpa/jam